Bridge Markland performt in ihrer Klassiker-Playbackshow „nathan in the box“.

Von Paul Wiedemann

Auf der schwarze Bühne steht eine Box aus beigem Stoff. Das Licht geht an. Man sieht Nathan mit einem Turban auf dem Kopf, bald auch die anderen Figuren, mal verkörpert von Bridge Markland, mal durch Puppen. Was man allerdings hört, sind neben Lessingworten vom Band auch kurze Ausschnitte aus verschiedensten Pop- und Schlagersongs.

In der Brotfabrik Berlin spielt die Berliner Performerin Bridge Markland, berühmt für ihre Playback-Kurzversionen berühmter Dramen, „nathan in the box“Spielerisch wechselt Markland in 90 Minuten zwischen den verschieden Rollen aus Gotthold Ephraim Lessings Drama „Nathan der Weise“ von 1779. So entsteht ein Klassiker für die Generation Popmusik.

Für junge Zusehende ab 12 Jahren ist der Text hübsch aufbereitet. Das Playback – also das von acht Schauspieler:innen eingesprochene Hörspiel und die vielen Pop-Zitate zwischen Beyoncé und Frank Zappa – gibt Sicherheit beim Ablauf der Performance. Alles, was Markland braucht, sind verschiedene Puppen für die Imitation der weiteren wichtigen Figuren aus Lessings Drama. Kommentiert wird der Text von Pophymnen und Schlagern, um ihm eine bestimmte Aktualität zu verleihen. Sagt eine Figur: „Wir müssen Freunde werden“, erklingt Heinz Rühmann von der knackenden Schellackplatte mit „Ein Freund, ein guter Freund“. Oder wenn Nathan sich für Toleranz und Freundschaft einsetzt, erklingt ein Schnipsel aus Michael Jacksons „Heal the world“. Schon witzig, einen so ernsten Text mit Liedern zu unterlegen, die ein Großteil des Publikums bestimmt schonmal gehört hat oder vielleicht sogar mitsingen kann.

Mal nutzt Markland die Box wie ein Rednerpult, mal spielt sie eine Etage tiefer in einem winzigen Fenster. Manchmal, selten verlässt sie ihre Box auch, um mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen. Meist aber bleibt sie auf der Bühne, um Lessings Parabel zu erzählen: Nathan, der bei einem Brand fast seine Tochter verliert. Gerettet wird diese von einem christlichen Tempelherrn, der keinen Dank von Nathan annehmen möchte, da dieser Jude ist. Und dann ist da noch ein muslimischer Sultan, der den Weisen Nathan darum bittet zu entscheiden, welche der drei Weltreligionen nun die richtige sei. Eine konfliktgeladene Situation, die ausweglos erscheint, da alle an ihrem Glauben festhalten wollen. Doch der Weise erkennt, dass es nicht um Religion und Glauben, sondern um den Menschen dahinter geht. Und die sind doch wohl alle gleich. Am Ende gibt es eine große Familienzusammenführung, denn alle beteiligten scheinen trotz verschiedenen Glaubens miteinander verwandt zu sein.

Mit eindrucksvoller Mimik vermittelt Markland den Stoff zwischen Märchenspiel und Parodie. Mal schlüpft sie – auch dank der entsprechenden Kostüme – in die Rolle des Nathan (wobei dann einfach eine Männerstimme erklingt), mal in die Tochter, mal die des Tempelherren und mal die des Sultans. Der Wechsel zwischen den Charakteren gelingt ihr gut – und produziert oft einen Witz, der sowohl für Jugendliche als auch für ein erwachsenes Publikum funktioniert. Allerdings brettert sie manchmal über die Untiefen des Textes hinweg, bei dem man eigentlich genau hinhören müsste: Ist der Antisemitismus der meisten Figuren beim Finale wirklich besiegt? So bleibt am Ende als Aussage hinter dem Abend: Wir sind alle gleich!

Im Repertoire hat die Berliner Künstlerin noch andere klassische Werke. "classic in the box" nennt sich ihre Reihe, in der man unter anderem auch Stücke wie "Faust I" und "Die Räuber" sehnen kann. Auf ihrer Website www.bridge-markland.com kann man sie unter anderem für Auftritte in Schulen anfragen, um jungen Leuten klassische Texte auf eine sehr angenehme Art und Weise zu vermitteln.