Auf Wiederspüren!
Von Anna-Dora Schellenberg
Wo verbringt man seinen Sonntagabend lieber als in einer kleinen grünen Oase, versteckt zwischen Blockbauten im Osten Berlins? Das PAF Closing jedenfalls macht aus dem Nachtclub Mensch Meier einen Tagclub: Noch wärmt einen die Nachmittagssonne, also sucht man sich im verwinkelten Innenhof schnell ein schattiges Plätzchen. Hier gibt es vegane Hotdogs und Drinks, Live Performances und Musik. Nach und nach versammeln sich Festivalgänger*innen, aber auch das PAF Team und viele der Künstler*innen selbst unter freiem Himmel, um gemeinsam die fünf Tage Festival ausklingen zu lassen.
Draußen im Hof beginnt auch der Reigen sieben kurzer Performances: In ihrer Klangperformance „Forgotten Instrument“ wird Maren Strack selbst zur atmenden Klangskulptur aus LKW-Reifen und Orgelpfeifen, wenn sie die Installation mit ihrem Körper bewegt.
Wenig später ruft ein gut gelaunter Mitarbeiter am Megafon die Besucher*innen ins Club-Innere zur Klang-Tanz Performance von Michelle Félix und Gilberto Moreno: Im Theatersaal tanzt die Künstlerin im Rhythmus der Schellen und macht ihre persönliche Erfahrung als nordmexikanische Hirschtänzerin für das Publikum erfahrbar, während der Komponist sie mit E-Gitarre und traditionellen Perkussionsinstrumenten begleitet. Weihrauch wabert durch den Raum. Im Halbdunkel entgleiten die Gedanken an ferne Orte. In die Räuber*innenhöhle nebenan bewegen die Jongleur*innen Julia Pinter und Oli Pinchbeck auf magische Weise eine Viertelstunde lang einen roten Ball zwischen und mit ihren Körpern.
Versorgt mit einem neuen kühlen Getränk, geht’s im Innenhof weiter, wo Tänzer Ahmed Soura in seiner Performance „Contrevent“ zwischen den Umstehenden ein Duett mit dem Wind tanzt. Danach gibt‘s eine kleine Verschnaufpause mit einem vom Festival Team spendierten und hart umkämpften Glas Sekt, bevor es in den Performance-Endspurt geht: Xiaoer Lius rebelliert in „Cake“ gegen das Patriarchat, Tatjana Mahlke und Hanna Juliane Steenbeck fragen sich in „out of no thing“, wie man sich zu einem Nein positioniert und das Berliner Kollektiv dajci* fordert durch Atem, Stimme, Lachen und Ringen die restriktive Vorstellung von Adel und Geschlecht heraus.
Wer danach noch munter genug ist, lässt sich von der Kuschelpunk-Band Gute Katze Böse Katze mitreißen, die mit leichter Verspätung auf der Bühne erscheint, weil sie sich kurz zuvor noch durch den Berliner Verkehr schlängelte. „Kritisch sein, heißt nicht gemein. Kritisch ja, schnippisch nein“, singen sie einmal fröhlich, und während sie auf der Bühne gegen Patriarchen und kapitalistische Ausbeutung anfauchen, tanzen die Körper der Closing-Besucher*innen frei von Anspannung.
Da denkt auch das Blog Team noch einmal verträumt an die letzten intensiven Tage zurück, in denen in ganz Berlin „Körper unter Spannungen“ zu finden waren. Viele lange Gespräche und späte Stunden vorm Theater oder Laptop später, heißt es nun schon wieder: „Auf Wiedersehen, -hören, -spüren!“ Es war uns ein Fest!